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In einer Zeit, in der sich die Kurortmedizin in schneller Wandlung
befindet, haben wir es nur mit einigem Vorbehalt untemommen, ein
Lehrbuch der Balneologie und medizinischen Klimatologie heraus-
zugeben. Die isolierte Darstellung der Bader-und Klimabehand- lung
erscheint vielen nicht mehr zeitgemaB. Bader und Klima sind nicht
die einzigen und oft nicht einmal mehr die dominierenden Be-
handlungsfaktoren am Kurort. In der ostlichen Literatur ist der Be-
griff der "Kurortologie" gepragt worden, der - so unglucklich diese
Wortschopfung sein mag - doch richtig zum Ausdruck bringt, daB
Pravention, Krankenbehandlung und Rehabilitation am Kurort ein
komplexes Vorgehen erfordem, das viele Faktoren zur Wirkung kommen
laBt. Eine entsprechende Erweiterung der Bader-und Kli- matherapie
zur Kurortmedizin muB auch den physikalisch-thera- peutischen
MaBnahmen im engeren Sinne, der Psychotherapie, den
sozialmedizinischen Aspekten u. a. m. einen groBeren Platz einrau-
men. Heilquellen und Heilklima, die ortsgebundenen Kurmittel der
Bader-und Klimaheilkunde mussen aber nach wie vor als tragende
Grundlagen der Kurortbehandlung angesehen werden. In den Lehrbuchem
anderer therapeutischer Disziplinen wer- den die Heilmittel zwar in
ihrer Zusammensetzung dargestellt, ihre Herkunft, Entwicklung und
Herstellung aber auBer Betracht gelas- sen. Dies ist bei den
Heilmitteln der Balneologie und medizinischen Klimatologie nicht
moglich, und zwar nicht allein wegen ihrer be- sonderen Eigenarten,
sondern vor allem wegen ihrer Bedeutung im Hinblick auf die
narurlichen Umweltbeziehungen des Organismus. So haben wir auch in
dieses Lehrbuch eine Darstellung der geologi- schen, hydrologischen
und meieorologischen Grundlagen wie auch der Quellen-und
Badertechnik wieder aufgenommen.
Der dritte und abschlieBende Band des Lehrbuches der Balneologie
und Medizinischen Klimatologie ist im ersten Teil dem Gebiet der
Medizinischen Klimatologie gewidmet. Ebenso wie dessen Ent-
wicklung nur in enger Zusammenarbeit von Arzten und Meteorolo- gen
moglich war, ist auch die vorliegende Darstellung das Ergebnis
einer Gemeinschaftsarbeit von Wissenschaftlem beider Fachgebie- teo
Gerade die Klimatherapie ist mit ihren differenzierten Behand-
lungsmoglichkeiten ein gewichtiger Beleg dafiir, daB die genaue
Kenntnis der natiirlichen Kurmittel entscheidende Grundlage fiir
die Kurortbehandlung bleiben muB. Auf die Notwendigkeit, die
medizinische Aus- und Fortbildung auf diesem Gebiet zu fOrdem, muB
auch hier wieder hingewiesen werden. Die weiteren Teile des Bandes
schildem die praktische Behand- lung der verschiedenen Krankheiten
in den Heilbadem und Kuror- ten, wobei auch die organisatorischen
Voraussetzungen und die heute besonders aktuellen
sozialmedizinischen Aspekte der Kurort- behandlung zu
beriicksichtigen waren. SchlieBlich wurde auch ein kurzer AbriB der
Geschichte der Bader- und Klimaheilkunde mit aufgenommen, schon urn
die jahrtausendealte Tradition unseres therapeutischen Fachgebietes
zur Geltung zu bringen, deren enge Verflechtung mit der
Gesamtentwicklung der Heilkunde von bedeu- tenden Medizinhistorikem
nachgezeichnet worden ist. Nach mo- demen Gesichtspunkten kann
allerdings die groBe Tradition der Kurortmedizin nicht als Beleg
fiir die Wirksamkeit ihrer Behand- lungsverfahren gewertet werden,
sie spiegelt eher das permanent an- haltende Vertrauen ihrer
Patienten.
Die Aufgabe, ein so vielfaltig verzweigtes und tradi- tionsreiches
Gebiet wie die Balneologie unter modemen Gesichtspunkten
darzustellen, kann heute kaum befrie- digend gelost werden. 1st
doch die Forschung gerade auf diesem Felde in den letzten
lahrzehnten nicht nur hierzulande vergleichsweise wenig gefOrdert
worden und meist nur auf wenige Arbeitsgruppen beschdinkt gewesen.
Es miissen daher auBer Befunden, die auch nach unseren heutigen
Anforderungen hinreichend be- legt sind, vielfach altere
Erfahrungen herangezogen werden, die wegen methodischer Mangel
diesen An- spruchen nicht geniigen und darum nur als Hinweise ge-
wertet werden konnen. Die Entwicklung der kurortlichen
Heilverfahren ist vor allem im letzten lahrzehnt dadurch
gekennzeichnet, daB die ortsgebundenen balneologischen Heilmittel,
und hier insbesondere die Bader-und Trinkkuren, im Gegensatz zu
anderen therapeutischen Anwendungen stark an Bedeutung verloren
haben. Dazu haben gewiB viele Faktoren beigetragen. Hinsichtlich
der Baderbe- handlung haben es schon die an vielen Orten
eingefiihr- ten Mineral-Schwimm-und Bewegungsbader sowie die
iiberall selbstverstandlich gewordene unkontrollierte Nutzung von
SiiBwasserbadem mit ihren auslaugenden Effekten auf die Haut
besonders schwierig gemacht, ei- ne dosierte Balneotherapie mit
Wannenbadem zu ver- treten und ihre besondere therapeutische
Bedeutung plausibel zu machen. Auch Heilwassertrinkkuren sind
angesichts der allgemein steigenden Verwendung von Mineralwassem
als tagliches Getrank schwerer ab- grenzbar geworden, eine
Problematik, die auch die rechtliche Stellung der Heilwasser
betrifft.
Dieser Buchtitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer
Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfangen des Verlags
von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv
Quellen fur die historische wie auch die disziplingeschichtliche
Forschung zur Verfugung, die jeweils im historischen Kontext
betrachtet werden mussen. Dieser Titel erschien in der Zeit vor
1945 und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen
Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
Zum ersten Male wird der Versuch gemacht, ein Werk der Bader-und
Klima heilkunde, das das gesamte Gebiet mogIichst gleichmaBig
beriicksichtigt, in neuzeitIicher Form vorzulegen. GemaB der
SteHung der Balneologie zwischen beschreibender Naturwissenschaft
und Biologie, zwischen natumaher und kIinischer Medizin und in
Anbetracht der reichen Beziehungen, die sie im Laufe ihrer
geschichtIichen Entwicklung zu vielen ihr heute unverauBerIich
verbundenen Gebieten aufgenommen hat, Geologie und Hydrologie,
Chemie und Physik, technische Wissenschaften, Pharmakologie, innere
Medizin, Diatlehre usw., muB ein Lehrbuch dieses Gebietes es sich
zur Aufgabe machen, Herkunft, Naturgeschichte und Beschaffenheit
des natiirIichen Heilgutes, seine Technik und Behandlung ebenso zur
DarsteHung zu bringen, wie die Anwendung und Wirkungsweise der
Trinkwasser, Badewasser, der Moore und des Klimas, wie die gesamte
bi9logische Seite des Faches, die spezieHe Therapie der einzelnen
Krankheiten in Badem und Kurorten und die sog. Kurortwissenschaft
mit den einschlagigen Fragen der Organisation. Die bisher
geleistete Arbeit war vielfach in der naturwissenschaftIichen,
medizinischen, technischen und naturheilkundlichen Literatur
verstreut, ihre Zusammenfiihrung in den einheitIichen Raum, wohin
sie gehort, ist vom Stand punkte eines geschlossenen medizinischen
Fachgebietes niitzIich und notwendig. So wird die SteHung der
Balneologie als eines besonderen Zweiges der Medizin erkennbar. Sie
hat zu ihrer Grundlage ebenso die gewissensgebundene und ehr
wiirdige Erfahrung langer Generationen von Badearzten wie die
wissenschaftIiche und praktische Medizin, vor allem den als
physikaIische Therapie bezeichneten Teil, und die im Laboratorium
forschende Wissenschaft."
This is a reproduction of a book published before 1923. This book
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believe this work is culturally important, and despite the
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