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Der Aufforderung der Herausgeber des Lehrbuchs der drahtlosen
Nachrichten- technik nachkommend, bat der Unterzeichnete zusammen
mit Dr. R. THEILE, Niirnberg, und Dr.-Ing. G. WENDT, SchloB
Corbeville in Frankreich, den vor- liegenden 1. Teilband, die
Grundlagen des elektronischen Fernsehens, bearbeitet und jetzt
abgeschlossen. Die Aufgabe war ungewohnlich. Fernsehen ist eine
sehr heterogene Technik. Sie taucht ihre Wurzeln in zahlreiche,
ganz verschiedenartige Wissenschafts- gebiete: solche der
angewandten Physik, insbesondere der Elektronik, der Elektro-
technik, der Optik und der Hochvakuumtechnik, solche der
experimentellen und theoretischen Chemie, der Physiologie und der
Psychologie. Ein schon ungemein umfangreiches, immer noch
wachsendes Schrifttum muBte zu Rate gezogen werden, wollte man
nicht, wie in vielen anderen Biichern, an der Oberfl?che des
Stoffes bleiben. Es liegt in dem stark komplexen Charakter dieser
Technik begriindet, daB der Leser zur Spezialisierung fast
gezwungen wird. Ein Lehrbuch muB ihn daher bis an die Quellen der
Vertiefungsmoglichkeit heranfiihren. Andererseits erschien es
unerl?Blich, die unverriickbaren Grundlagen des Fern- sehens von
heute und morgen in didaktischer Ausfiihrlichkeit zu behandeln. Der
Fernsehtechniker muB die Methoden und die Werkzeuge, mit denen er
ar bei ten soll, griindlich kennenlernen und sich bewuBt sein, daB
am Endpunkt der Uber- tragungsanlage, die er entwirft, ein ?u13erst
kritisches und anspruchsvolles Empfangsorgan, der menschliche
Gesichtssinn, eingeschaltet ist.
1. Warum mussen wir fur die drahtloseTelegraphie elektromagnetische
Wellen verwenden? Fur die drahtlose Telegraphie mussen wir uns
elektrischer und magnetischer Felder bedienen, die von Ladungen
oder Stroemen ausgehen, die wir am Sende ort herstellen, und die
bis zum fernen Empfangsort laufen. Statische Felder 3 nehmen mit
der Entfernung r wie 1/r ab. Das gilt sowohl fur elektrische wie
auch fur magnetische Dipole. Die ubertragene Leistungsdichte (foe
berechnet sich nach POYNTING zu ~ = [Q:. -9]. 6 Sie nimmt bei
Benutzung statischer Felder wie 1/r mit der Entfernung ab. Die von
H. HERTZ entdeckten elektromagnetischen Wellen sind ihrer Natur
nach Lichtwellen. Sie unterscheiden sich von letzteren nur durch
die groessere Wellenlange. Die ubertragene Leistung nimmt, wie wir
aus der Photometrie 2 wissen, mit 1/r ab. Um die UEberlegenheit der
Hertzschen Wellen zu zeigen, wollen wir 2 Stationen vergleichen,
die in 1 km Entfernung die gleiche Leistung haben und von denen die
eine mit statischen Feldern, die andere mit Wellen arbeitet. In 10
km Entfernung ist die Leistung der Wellenstation auf 1/100, die der
"sta tionaren" auf 1/1000000 abgesunken. Die Wellen sind den
stationaren Feldern um das 10 000 fache uberlegen. 2. Warum mussen
wir hochfrequente Wechselfelder verwenden? Wir werden in dem
Kapitel uber die Abstrahlung elektrischer Wellen von einer Antenne
die Formel kennenlernen : Hierbei bedeutet: Cf = Feldstarke am
Empfangsort AE = Wellenlange r = Entfernung heff = effektive
Antennenhohe :;J = Stromstarke am Fusspunkt der Antenne.
Seit dem Erscheinen des ersten Teilbandes sind sechs Jahre
verflossen, ein Zeitraum, der gekennzeichnet ist durch
fortschreitende Anpassung der Auf- nahme-, Ubertragungs- und
Empfangsgerate an die Anforderungen des rasch und stiindig
wachsenden Fernsehrundfunks, durch dessen internationale Ver-
netzung - Eurovision -, durch zwischenstaatliche Abmachungen tiber
Wellen- verteilung und Senderstandorte sowie durch die Entwicklung
der Gerate-und Anlagenherstellung zu einem machtigen
Industriefaktor. In den USA sind gegen- wartig tiber 50 Millionen,
in der Deutschen Bundesrepublik fast 7 Millionen Fernsehempfanger
im Gebrauch. Die Einftihrung des Farbfernsehens liegt in den USA,
Japan und UdSSR bereits einige Jahre zurtick und ist, trotz alier
wirt- schaftlich gebotenen Zurtickhaltung, auch im westlichen
Europa nurmehr eine Frage der Zeit. Diese kaum vorhersehbare
Evolution hat ihren Niederschlag in einem un- geheuren Anschwellen
der Fachliteratur gefunden, einer Tatsache, die es in An- betracht
des unaufhaltsamen Fortschreitens der technischen Entwicklung - man
denke an die industrielle und die wissenschaftliche Anwendung des
Fernsehens, an die Ubertragung durch Satelliten, an die neue
Technik der Programmspeiche- rung - zu einer schwierigen Aufgabe
machte, den Zeitpunkt fUr das AbschlieBen des vorliegenden, der
Technik des elektronischen Fernsehens gewidmeten zweiten Teilbandes
richtig zu wahlen und der Gefahr eines allzu nattirlichen
Anwachsens seines Urrifangs und Preises ohne Verzicht auf eine
vollstandige Ubersicht des Stoffes zu begegnen.
2 Bedeutung sind. 1m theoretischen Teil I wird zunachst in den
Abschnitten B, C, D das Grundproblem der Wellenausbreitung, namlich
der EinfluB des Erdbodens und der Kugelgestalt der Erde, behandelt.
Das schwierige Problem der Aus- breitung uber die Erdkugel
(Beugung, ohne den EinfluB der Atmosphare) darf heute im
wesentlichen als gelOst gelten. Die weiteren Abschnitte E, F, G be-
handeln den EinfluB der Ionosphare auf die Wellenausbreitung und
die Brechung in der unteren Atmosphare. Der Teil II behandelt die
Ausbreitung in den einzelnen Wellenlangengebieten, fUr die gleiche
oder ahnliche Ausbreitungsbedingungen herrschen, und zwar fur die
mittleren und langen Wellen, die kurzen Wellen und die ultrakurzen
Wellen. Von besonderer Bedeutung ist die Feldstarke in Abhangigkeit
von der Ent- fernung bzw. dem Ort auf und tiber der Erde. Hier
liegen eingehende Messungen in allen Wellengebieten vor. Wegen der
Schwankungen mtissen zeitliche Mittel- werte angegeben werden.
Weitere Beobachtungen betreffen die Abhangigkeit der mittleren
Feldstarke von der Tages- und Jahreszeit und den Zusammen- hang mit
den magnetischen Storungen und der Sonnentatigkeit. Die in allen
Wellenlangengebieten infolge der Mitwirkung der Atmosphare bzw.
Ionosphare auftretenden Schwunderscheinungen werden eingehend
behandelt. Die Ionosphare ist fur die Wellenausbreitung im gesamten
Wellengebiet mit Ausnahme der ultrakurzen 'vVellen von
ausschlaggebender Bedeutung. Aus diesem Grunde wird der
Ionospharenforschung ein besonderer Teil III gewidmet. 1m Teil IV
werden die atmospharischen und extraterrestrischen Strahlungen
behandelt.
1. Warum miissen fur die drahtlose Telegraphie Hochfrequenzstrome
verwendet werden? Zur drahtlosen Nachrichteniibermittlung miissen
wir uns elektrischer oder magnetischer Felder bedienen, die von
Ladungen oder Stromen ausgehend in die Ferne reichen. Statische,
elektrische und magnetische Felder sind dazu 3 ungeeignet, denn
ihre Wirkung nimmt mit 1/r abo . Wir erkennen das am Falle eines
elektrischen Dipoles. 1m freien Raum befinde sich eine Stange von
der Lange 2 h. An ihren Enden trage sie zwei Kugeln mit den
Ladungen +Q und -Q Coulomb. Berechne die Feldstarke im Aufpunkte P.
Jede Ladung erregt nach dem COULOMBschen Gesetze eine Feldstarke
(\: = _ . _I ""1 4nEo1'2, be ide setzen sich nach dem
Krafteparallelogramm zusammen (5. Abb. 1). Die resultierende Feld
starj{e wird dann -2Qh (if = 4 n Eo r . Abb. 1. FeldstArke des
Dipols. \Venn man in einer schragen Richtung, z. B. unter dem
Winkel -D, zum Antennen 3 draht fortschreitet, so erhalt man
ebenfalls eine Abnahme der Feldstarke mit 1/r Zwischenrechnung: Das
Potential des Dipols ist a l' -hQz 271: 0f/J = hQ az = ----, a-.
Als Koordinaten fiihren wir z in Richtung der Antenne und e
senkrecht zur Antenne ein. Wir erhalten fiir die
Feldstarkekomponenten arp hQ3zt 3hQ. 271: 0(if = 271: 0 at = ] -,
-i--= ---ya sm-D cos-D und 271: o(f. = 271: 0 = Q e1' 2 -1) = 1 (3
cosZ-D - 1)] Man erhalt eine solche Abnahme auch fiir statische
Magnetfelder strom durchflossener Leiter."
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