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Die Begriffe, mit denen eine Gesellschaft beschrieben wird, sind
Ergebnisse von D- tungsversuchen rivalisierender Interessensgruppen
und deren Weltsicht. Die hier in die Diskussion gebrachten
Prinzipien, Urteile und UEberzeugungen bestimmen in - ren
Interpretationsraumen das soziale Gewebe, innerhalb dessen wir
unser Leben interpretieren. Gesellschaftliche Macht beruht deshalb
nicht einfach auf Gewalt, Zwang oder Unterdruckung, sondern in
Demokratien ist die Erlangung und Erh- tung von Zustimmung zu
bestimmten Erzahlungen und Interpretationen von Gese-
schaftsvorstellungen zentraler Bestandteil der Absicherung von
Herrschaft. Heute dominieren hier (trotz der anhaltenden und sich
noch verscharfenden Krisen) neo- berale Denkweisen, die den Ort des
Handelns von Individuen in Konsumentsch- dungen und globalen
Wirtschaftstrends aufloesen. Der Versuch, die Krisen unserer
Gesellschaft durch derartige oekonomische und technologische
Strategien, durch mehr Effizienz im Wirtschaftssystem, durch immer
neue Kontrollen im Finanzsystem, durch Pflegeroboter oder
Autokatalysatoren etc. meistern zu wollen, die Hoffnung, durch mehr
Technik und Markt zu einer gerechteren, rationaleren Welt
beizutragen, scheint als Interpretationsfundament unserer Welt
trotz zahlreicher gravierender N- lagen kaum an Attraktivitat
eingebusst zu haben. Es weist vieles darauf hin, dass das Abrucken
von dieser Marktglaubigkeit mit einer enormen Angst vor der zunehm-
den sozialen Komplexitat gesellschaftlicher Sachverhalte und einer
damit einher- henden UEberforderung der Subjekte einhergeht. Die
Welt jenseits der reinen oeko- mischen Parameter von Kosten-Nutzen,
von Gewinn und Verlust, von In- und O- put, wird hier als zu
kompliziert und auch als zu wenig kontrollierbar angesehen.
Wie kann eine Lernkultur in der Erwachsenenbildung aussehen, die
die Individuen starkt, damit sie die gesellschaftlichen
Anforderungen bewaltigen koennen, ihre Ressourcen aktiviert und
ihre gesellschaftliche Partizipation foerdert? Die Integration
eines medizinsoziologischen Konzeptes - namlich jenes des
Koharenzgefuhls - bildet die Basis dieser interdisziplinar
ausgerichteten Forschungsarbeit. Andrea Felbinger macht deutlich,
dass die Starkung des Koharenzgefuhls von Lernenden einen wichtigen
Bestandteil von Lern- und Bildungsprozessen darstellt. Sie legt ein
Modell einer koharenzorientierten Lernkultur fur die
Erwachsenenbildung vor, das auf emanzipatorische Bildung abzielt,
an der biografischen Verfasstheit der Individuen ansetzt,
Kompetenzentwicklung in unterschiedlichen Bereichen foerdert und
auf gesellschaftliche Herausforderungen reagiert. Das Buch wendet
sich an Dozierende und Studierende der Bildungs- und
Sozialwissenschaften und der Medizinsoziologie sowie an
MitarbeiterInnen in der Erwachsenenbildung.
Damit Lernprozesse auch tatsachlich als lebenslange und lebensnahe
Handlungsformen gesehen werden konnen, sind auch die oft
unspezifizierten Lernorte der Subjekte starker in den padagogischen
Blick zu nehmen. Gerade fur bildungsungewohnte Menschen spielen
informelle Lernwelten eine grosse Rolle. Im Bildungsdiskurs mussen
deshalb die hier wirkenden spezifischen Formen des Zugangs zum
Lernen besser an die konkreten Lebenswelten angebunden werden. Erst
dadurch konnen die konstitutiven, sinnhaften Dimensionen in
Lernprozessen in ihren biographischen, sozialen und raumlichen
Bedingungen wirksam werden. Lernen gibt sich solcherart als eine
fundamentale Form praktischer Lebensbewaltigung zu erken-nen, und
wird dadurch auch wieder an die vielgestaltigen emanzipatorischen
Bedeutungshorizonte von Bildung anschlussfahig."
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