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Die empirischen sowie medien- und modernisierungstheoretischen
Beitrage dieses Bandes diskutieren die Notwendigkeit,
Mediatisierung als non-linearen, diskontinuierlichen und
ambivalenten Prozess zu verstehen. Das Konzept De-Mediatisierung
reklamiert eine in der Mediatisierungsdebatte weitgehend
vernachlassigte Perspektive auf den Zusammenhang von Medien-,
Kultur- und Gesellschaftswandel. Gegenuber der vorherrschenden
Annahme eines linearen informations- und
kommunikationstechnologischen Fortschritts verweist
De-Mediatisierung auf ein Sich-Widersetzen gegen soziale und
kulturelle Konsequenzen dieses Progresses, wie es sich im
Alltagshandeln, in oeffentlichen Diskursen, in Gestalt sozialer
(Gegen-)Bewegungen, in neuen Geschaftsmodellen und aktueller
Rechtsprechung niederschlagt.
Tilo Grenz identifiziert die permanente Unabgeschlossenheit
digitaler materialer Kultur als ein zentrales Charakteristikum von
informations- und kommunikationstechnologisch gepragten
Gesellschaften. Die Einsichten basieren auf den empirischen
Ertragen einer ethnographischen Studie in einem
innovationsgetriebenen Unternehmen. Diese seltene Innensicht
foerdert den langwierigen und verastelten Entstehungsprozess eines
digitalen Mediums zutage. Die konsequent prozessorientierte
Darstellung bringt zum Ausdruck, dass und inwiefern dessen
Konzeption, Erprobung und Veroeffentlichung von permanentem
Hinterfragen, Neujustieren und Modifizieren begleitet werden.
Zeitgeistige Strategien der Nutzereinbindung und der
Medientechnikgestaltung setzen unvorhergesehene und unbeabsichtigte
Konsequenzen in Gang, auf die Geschafte-, Medien- und Technikmacher
mit wiederholten Kurskorrekturen antworten. Das Buch schlagt eine
Brucke zwischen neuerer Wissenssoziologie, Mediatisierung und
digitaler materialer Kultur.
Unter dem Stichwort Mediatisierung wird in der aktuellen
Forschung die Frage behandelt, wie sich im Zuge des Eindringens
einer Vielzahl unterschiedlicher (digitaler) Medien in den Alltag
Aktivitaten, Interaktivitaten, Rituale, Normalitaten und
Konventionen verandern. Die Besonderheit dieses Bandes fur Fragen
der Mediatisierung besteht in der ausdrucklichen Nahe zur Empirie,
da jeder Beitrag diesen medieninduzierten Wandel kultureller
Aktivitaten an einem jeweils konkreten Gegenstand nachzeichnet.
Gleichwohl ist diese breite Palette von untersuchten mediatisierten
Welten nicht nur als Ausdruck kontextspezifischer, sondern auch und
vor allem als Ausdruck feldubergreifender Mediatisierungsphanomene
zu verstehen. "
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