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Poetik der Etymologie (German, Hardcover, Reprint 2015 ed.)
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Poetik der Etymologie (German, Hardcover, Reprint 2015 ed.)
Series: Literaturforschung
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Der Wunsch, einem Wort auf den Grund zu gehen, ist vor das Paradox
gestellt, dass der Grund immer nur in weiteren Wortern besteht. Die
romantische Etymologie als Sprachdenken der Wortlichkeit und
Ahnlichkeit versucht nicht, dieses Paradox aufzulosen, sondern
interessiert sich fur seine spekulativen und poetologischen
Moglichkeiten. Ihre Erforschung tut daher gut daran, sie nicht auf
Ergebnisse, sondern auf Verfahren hin zu befragen. Statt um die
Vorgeschichte einer sprachwissenschaftlichen Subdisziplin geht es
in Stefan Willers Studie um eine historische Poetik sprachlichen
Wissens. Seit den Anfangen abendlandischen Sprachdenkens ist
Etymologie vor allem eine Praxis im Umgang mit dem Wortern. Statt
sich auf Theorien uber Ursprung und Geschichte der Sprache zu
verpflichten, performiert sie diese Theorien. Damit entsteht ein so
grundlegender wie fruchtbarer Widerspruch zwischen dem
reduktionistischen Begriff der Etymologie als Ruckkehr zu einem
Wahren, Ersten, Ursprunglichen und ihren kombinatorischen,
Beziehungen stiftenden und vervielfaltigenden Verfahren. Noch die
Versuche moderner Linguistik und Sprachphilosophie, die Etymologie
systematisch einzupassen, stossen immer wieder auf diesen
Widerspruch. Mit dem doppelten Bezug auf heutige Konzepte von
Etymologie und auf ihre lange Geschichte seit Platons Kratylos
nimmt Willer die Verfahren der romantischen Etymologie in den
Blick. Dabei differenziert sich die These vom Epochenbruch um 1800,
mit dem der historisch-strukturelle Vergleich in die
Sprachbetrachtung Einzug gehalten habe: Der fraglos vorhandene
Zuwachs an empirischem Wissen uber Vielfalt und Historizitat der
Sprachen begunstigt gerade das spekulative Potential des
Sprachdenkens und fuhrt zu einem programmatischen Konstruktivismus
des Speicherns und Ordnens von Wortern. Das gilt fur exzessiv
mehrsprachigen Etymologien von J. A. Kanne ebenso wie fur Ruckerts
Versenkung in die kombinatorischen Moglichkeiten des Deutschen; fur
das fruhromantische Projekt einer Philologie als divi-natorische
Buchstabenwissenschaft ebenso wie fur die Anstrengungen Jacob
Grimms, seinen etymologischen Enthusiasmus zu zugeln und ihn in
eine disziplinare Ordnung des Wissens uber Sprache einzugliedern.
Ausserdem zeigen kursorische Lekturen zeitgenossischer Gedichte und
Erzahlungen Tieck, Brentano, Goethe, Kleist, Hoffmann, dass die
Etymologie entscheidend an einer Poetik des literarischen Textes
der Romantik mitwirkt."
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