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Das kleine Buch, das heute den Weg antritt zu denen, die Arzte
werden wollen, will zeigen, wie der Arzt, vorerst ohne weitere als
die einfachsten Hilfsmittel, yom kranken Menschen Eindrucke in sich
aufnehmen kann. Dazu mussen ihm die krankhaften Veranderungen erst
"auffallen." Erste Aufgabe ist hier also, die Moglichkeiten und
Richtungen zu zeigen, in denen der Arzt seine Sinne gebrauchen
kann, um das Kranke an einem Menschen erkennen und beurteilen zu
konnen. In diesem Bestreben wird die Erwahnung der wichtigsten
Symptome und teilweise auch ihre Einordnung in groBere
Zusammenhange wertvolles und unumgangliches Mittel sein. Dagegen
kann hier nicht beab sichtigt sein, die Symptomatik des Krankhaften
auch nur in einiger Vollstandigkeit darzustellen. So verlockend es
gewesen ware, auch die Beobachtungen des Kranken selbst, seine
Anamnese, in den Zusammenhang der arztlichen Untersuchung
einzufugen, aus auBeren Griinden muBte leider darauf verzichtet
werden. An neuen diagnostischen Moglichkeiten ist in den letzten
Jahrzehnten eine Legion entstanden. Aber die taglichen Methoden des
praktischen Arztes, fern von der Klinik, sind doch im wesentlichen
die gleichen geblieben. Den physikalischen Methoden unter ihnen ist
dies Buch gewidmet. Es hat den Ehrgeiz zu lehren, wie groB das
Arbeitsfeld dieser Methoden ist, wieviel Boden hier fruchtbar
gemacht werden kann. Es gibt manches gute Buch, das dem gleichen
Ziele zustrebt; aber wie die Menschen verschieden denken, so ist
auch verschieden die Art und Weise wie sie lernen."
Die Rontgentherapie, ein wichtiger und heute wohl ausgebauter Teil
del' gesamten Rontgenologie hat mit L. FREUND'S Bestrahlung eines
Naevus pilosus (1896) ihren Ausgang von der Dermatologie ge nommen.
Das neue Verfahren ist in der ersten Zeit vielfachem Inter esse bei
der Behandlung von Dermatosen begegnet und wurde auch an del'
Klinik RIEHL bei den verschiedensten Hauterkrankungen, aller dings
mit besonderer Vorsicht, herangezogen. Neben zweifelhaften Er
folgen brachten aber bald zahlreiche unangenehme ZwischenHille und
Nachwirkungen del' Bestrahlung diese neue Heilmethode in der
Dermatologie ziemlich stark in MiBkredit. Denn gerade unser Ffj, ch
hatte sich ja hauptsachlich mit den schweren Schadigungen des Raut
organes durch die Bestrahlung zu beschaftigen, welche naturgemaB
dem Dermatologen haufiger als dem Rontgenologen vor Augen kommen.
Zahlreiche Kliniker, u. a. auch vor aHem RIEHL, warnten daher
seiner zeit mit Recht eindringlich VOl' aHzu ausgedehnter Anwendung
der zu dieser Zeit biologisch noch so wenig erforschten X-Strahlen
zur Be handlung von Hautleiden. Erst die nahere Erforschung der
Rontgen veranderungen im normalen und pathologischen Rautgewebe,
der Aus bau von Instrumentarium und MeBmethoden, der tJbergang zur
weniger gefahrlichen, mittelharten und harten, vielfach gefilterten
Strahlung und die mit der Tiefentherapie im Laufe der Jahre
gewonnenen ausgezeich neten Resultate auf anderen medizinischen
Gebieten (Chirurgie, Gyna kologie u. a. ) haben auch wieder zur
ausgedehnteren Verwendung der X-Strahlen bei Dermatosen gefiihrt.
Gegenwartig zahlt die Rontgen Hauttherapie zu den bewahrtesten, ja
bisweilen direkt un entbehrlichen Behandlungsmethoden bei einer
groBeren Reihe von Hautkrankheiten."
daB viele (man kann wohl sagen: die meisten) Laienmasseure sich
wenigstens gelegentlich dazu hinreiBen lassen, den Patienten auf
ihre Klagen und Fragen statt der einzig richtigen Verweisung an den
Arzt irgendwelche aus dem Abgrund ihrer volksmedizinischen Ignoranz
geholten Antworten und Belehrungen zu geben (" versetzte
Blutknotchen," "Blutstockungen," "Wassersucht," Gebrauch von
"Pferdemark" usw. ), die den arztliehen Auffassungen schnurstracks
zuwiderlaufen und in ihrer halbnaiven Plumpheit grade bei Patienten
mit funktioneIlen Nerven krankheiten (Hysterisehen, Hypochondern,
Leuten mit Zwangsvorstel lungen) nicht selten groBen, hin und
wieder selbst irreparablen Schaden anriehten. Sind das Griinde
genug gegen die Laienmassage bei Nervenkrank heiten, so kommt dazu
als weiteres Moment die Tatsache, daB grade die Heilerfolge der
Mechanotherapie (bei Nervenkrankheiten wie bei anderen Leiden) so
aIlgemein anerkannte und in die Augen fallende sind, daB die Arzte
gewiB unrecht tun, diesen Teil der arztlichen Tatig keit aus den
Handen zu geben und nichtarztlichen "Krankenbehandlern" zu billigen
Triumphen zu verhelfen. Dnd dabei faIlt fiir den massie renden Arzt
aus der Massage noch ein weiterer Vorteil gleichsam als Zugabe mit
abo Man hat von jeher iiber die Masseure gespottelt, die iiberall
"Strangchen und Kniitchen" fiihlen. Man braucht nicht auf dem
Standpunkt von Cornelius zu stehen, der in der Mehrzahl der
funktionellen Nervenkrankheiten und noch in vielen anderen palpable
Kniitchen findet, um diesen Spott als unberechtigt abzulehnen."
Das vorliegende Bueh soli in erster Linie praktisehen Zweeken
dienen; aus diesem Grunde sind theoretisehe Auseinandersetzungen
auf das notwendigste MaB besehrankt und alle fUr die Praxis
wiehtigen Dinge in den V ordergrund geriiekt, wenn aueh natiirlieh
auf eine Dar- legung der wissensehaftliehen Gl'undlagen der hier
besehriebenen Me- thoden nieht ganz verziehtet werden konnte. Die
dabei gemaehten Li teraturangaben konnen auf Vollstandigkeit keinen
Ansprueh maehen; es sind nur solehe heuere Arbeiten zitiert worden,
die mir fiir die Praxis der Hydrotherapie von besonderer Bedeutung
ersehienen. Der Leser, der auf eine genauere Darstellung der
einsehlagigen Literatur reflektiert, muB auf das Matthessehe
Lehrbueh verwiesen werden. Die Aufgabe, die ieh mir gestellt habe,
laBt sieh nieht erfiillen, ohne daB neben der Hydl'othel'apie
selbst aueh andere verwandte Heil- methoden beriieksiehtigt werden.
Dabei kann man sieh nieht mehr wie friiher auf balneotherapeutisehe
MaBnahmen. besehranken, me Kohlensaul'e-und sonstige Gasbader,
Solbader u. dgl., sondern aueh die Methoden der
Hydro-Elektrotherapie, die in den letzten Jahren eine so groBe
praktisehe Bedeutung erlangt haben, und die Anwendung der
radiumemanationshaltigen Bader muBten ebenfalls mit heran- gezogen
werden. Ebenso muBten hier die speziellen thermothera- peu tisehen
Methoden (HeiBluftbehandlung, Liehtbader, Fango- anwendung,
Sandbadel', Sonnenbader usw.) ihrer praktisehen Wiehtig- keit wegen
eine eingehende Beriieksiehtigung finden.
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